Hernienchirurgie


A ls Hernie wird ein Defekt der Bauchwand bezeichnet, aus dem Bauchinhalt nach aussen unter die Haut hervortreten kann. Dies wird vom Patienten dann als Schwellung wahrgenommen. Hernienerkrankungen sind die häufigsten chirurgischen Erkrankungen überhaupt, schweizweit werden pro Jahr ca. 20’000 Hernien-Operationen durchgeführt. Am häufigsten ist die Leistenhernie (Leistenbruch) gefolgt von Hernien der Bauchwand (z.B. Nabelhernien, Narbenhernien) und seltenen Hernien (z.B. Flankenhernie, Zwerchfellhernien).

Wir bieten Ihnen in unserem Zentrum für Hernienchirurgie eine kompetente und für sie massgeschneiderte Beratung und Diagnostik an. Je nach Erkrankungsbild und den individuellen Anforderungen unserer Patienten führen wir offene (grösserer Hautschnitt) und minimal-invasive Operationstechniken (Schlüsselloch-Operation) analog der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Leitlinien durch. Bei den minimal-invasiven Operationen kommt in vielen Fällen zudem ein OP-Roboter der neuesten Generation (Intuitive da Vinci Xi®) zum Einsatz, der es uns anhand eines 3D-Bildes erlaubt, die Instrumente noch präziser und schonender zu verwenden.


Unsere jahrelange chirurgische Erfahrung versetzt uns dabei in die Lage, eine auf Sie massgeschneiderte Operationstechnik anbieten zu können. Die Operationen führen wir bei unserem exklusiven Klinikpartner Merian-Iselin-Klinik im Herzen von Basel durch. Ausserdem haben wir uns auf die Behandlung der Sportlerleiste, der chronischen Leistenschmerzen nach Hernienoperationen und der Rektusdiastase spezialisiert. Diese Erkrankungen sind komplex und müssen gemeinsam mit anderen Fachärzten und Therapeuten behandelt werden. Hier können wir auf ein Netzwerk aus erfahrenen Sportmedizinern, Physiotherapeuten, Radiologen und Schmerztherapeuten zurückgreifen.

Unsere Patienten werden von uns auch nach der Operation individuell betreut und behandelt. Wir bleiben jederzeit für Sie erreichbar. Wir führen zudem im Rahmen unserer «qualitätsgesicherten Hernienchirurgie» Nachkontrollen mittels Fragebogen nach der Operation durch, um neu auftretende Probleme frühzeitig zu erkennen und fachgerecht zu behandeln.


Leistenbruch Dartstellung

DGAV Zertifizierung

ZweiChirurgen sind als «Kompetenzzentrum Hernienchirurgie» durch die DGAV e.V. zertifiziert.

Leistenbruch / Leistenhernie


Offene Verfahren

  • Operation ohne Netz (Shouldice)
  • Operation mit Netz (Lichtenstein)

Minimalinvasive Verfahren

  • ausserhalb der Bauchhöhle mit Netzeinlage (TEP)
  • Bauchspiegelung mit Netzeinlage (TAPP)

Spitalaufenthalt: 2 Tage
Einseitige Leistenhernien: ggf. ambulant


Die Leistenhernie ist die häufigste chirurgische Erkrankung weltweit. Das Risiko, an einer Leistenhernie zu erkranken, beträgt für Männer 28-30% und für Frauen ca. 4-6%. Die Leistenhernie (oder auch Leistenbruch) ist durch eine klare sicht- und tastbare Schwellung der Leistenregion charakterisiert.

Auch wenn bei geringen Beschwerden nicht immer gleich eine Operation notwendig ist, so kann die Leistenhernie nur durch eine Operation geheilt werden. Die operative Versorgung der Leistenhernie kann offen über einen Schnitt in der Leiste oder minimal-invasiv (kleine Schnitte mit Kamera) laparoskopisch erfolgen. Wir führen fast alle Eingriffe an der Leiste minimal-invasiv in der sog. TAPP-Technik durch. Hierbei wird mithilfe einer Kamera und langen Instrumenten ein Kunststoffnetz zwischen Bauchfell und Leistenwand eingelegt, und damit die Bruchpforte verschlossen. Die Vorteile dieser Technik im Gegensatz zur offenen Operation sind die geringen Schmerzen, das geringe Risiko von Wundkomplikationen und eine rasche Rückkehr in das Sozial- und Arbeitsleben. Oft führen wir diese Operation mithilfe eines OP-Roboters (Intuitive DaVinci) durch, wobei hier v.a. für die Operateure Vorteile bzgl. der Ergonomie bestehen. In selten Fällen operieren wir die Leistenhernie offen mit einem Schnitt in der Leiste. In ausgewählten Fällen kann die Leistenhernie auch ohne Netz mit einer Naht verschlossen werden (Shouldice-Operation).

Wichtigste Komplikation der Leistenhernien-Operation sind chronische Schmerzen («chronic postoperative inguinal pain», CPIP). Nahezu 6-8% der Patientinnen und Patienten klagen auch ein Jahr nach der Operation über ein CPIP. Ob ein CPIP auftritt hängt von vielen Faktoren ab, u.a. aber auch von der Expertise der Operateure. In unserem Zentrum haben wir CPIP-Raten von weniger als 1%.

Nabelbruch und Oberbauchbruch


Nabelhernie und epigastrische Hernie

Nabelhernien und epigastrische Hernien sind die zweithäufigsten Hernienerkrankungen. Männer und Frauen haben ein Lebenszeitrisiko von ca. 10% daran zu erkranken. Eine Operation ist dann notwendig, wenn die Hernie eine gewisse Grösse erreicht hat oder Beschwerden bereitet. Kleine Hernien (< 1cm) können mit einer direkten Naht verschlossen werden. Hernien (> 1cm) sollten gemäss den aktuellen Leitlinien mit einem unterstützenden Kunststoff­netz versorgt werden (am Nabel z.B. in der «Per Umbilical Mesh Plasty», sog. PUMP-Operation), das im Idealfall zwischen Bauchwand und Bauchfell (Peritoneum) eingelegt wird. Dadurch wird v.a. das Risiko eines Rezidivs (Wiederauftreten der Hernie nach der Operation) signifikant reduziert.

Offene Verfahren

  • retromuskuläre Netzeinlage (Rives-Stoppa)
  • PUMP Technik (präperitoneale Netzeinlage)

Minimalinvasive Verfahren

  • Netzimplantation mittels Bauchspiegelung hinter das Bauchfell (TAPP, eTEP)
  • MILOS Verfahren (Minimal or Less Open Surgery): wenig invasives Verfahren zur Versorgung von Nabel- und Narbenhernien mit kleinem Schnitt
  • SCOLA (Subcutaneous Onlay Laparoscopic Approach)

Spitalaufenthalt

  • 2 Tage
  • Nabelhernien ohne Netz: ggf. ambulant


Narbenhernie

Narbenhernien entstehen im Bereich von Narben nach Operationen im Bauch. Narben sind nicht so stabil wie die unversehrte Bauchwand und daher eine Schwachstelle. Ziel der Operation ist der spannungsfreie Verschluss der Bauchwand und somit die Rekonstruktion der Anatomie. Das Operations­verfahren hängt v.a. von der Grösse der Hernie ab. Unser Standard-Verfahren an der Bauchwand ist die sog. MILOS-Operation (Mini Less Open Surgery). Dabei wird über einen kleinen Schnitt über der Hernie (4-5 cm Schnittlänge) die Hernie operiert und ein Kunststoffnetz hinter den Bauchmuskel zur Verstärkung der Naht eingelegt. Bei sehr grossen Hernien müssen Anpassungen der Technik vorgenommen werden. Damit wir genau wissen, wie gross die Hernie ist und wie wir das operieren müssen, wird vor der Operation meist eine Computer-Tomografie (CT) durchgeführt.

Offene Verfahren

  • retromuskuläre Netzeinlage (Rives-Stoppa)
  • PUMP Technik (präperitoneale Netzeinlage)

Minimalinvasive Verfahren

  • Netzimplantation mittels Bauchspiegelung hinter das Bauchfell (TAPP, eTEP)
  • MILOS Verfahren (Minimal or Less Open Surgery): wenig invasives Verfahren zur Versorgung von Nabel- und Narbenhernien mit kleinem Schnitt

Spitalaufenthalt: 2-4 Tage


Grosse Bauchwandhernien (>8 cm)

Bei sehr grossen Hernien (ab 8 cm Durchmesser) wird ein problemloser, spannungsfreier Verschluss der Bauchwand schwierig. Hier sind daher zusätzliche Massnahmen notwendig. Eine elegante Variante ist die Vorbehandlung der seitlichen Bauchmuskulatur mit Botulinum Toxin A (sog. Botox). Dabei wird das Medikament 4 Wochen vor der Operation in die seitliche Bauchmuskulatur gespritzt (unter Ultraschall-Kontrolle). Anschliessend kommt es zu einer Entspannung dieser Muskelgruppen, was dann einen spannungsfreien Verschluss der grossen Hernie meist ermöglicht. In wenigen Fällen ist eine sog. eine Komponentenseparation notwendig, bei der während der Operation eine zusätzliche Präparation in die seitlichen Bauchwand-Muskeln notwendig ist.

OP-Techniken

  • Retromuskuläre Netzeinlage Rives-Stoppa
  • Endoskopische, posteriore oder anteriore Komponentenseparation (ECS, TAR)

Rektusdiastase


rectusdiastase
rectusdiastase
rectusdiastase

Die Rektusdiastase ist ein Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln (Musculus rectus abdominis) von >2cm, wodurch es zu einer Vorwölbung der Bauchwand zwischen den Rektusmuskeln in der Mittellinie kommt. Besonders betroffen sind Frauen nach Schwangerschaften. Circa 2/3 der Frauen haben nach der Geburt eine Rektusdiastase, bei 1/3 der Frauen bleibt die Rektusdiastase auch nach der Rückbildung und trotz intensiver Physiotherapie bestehen. Häufige Symptome sind neben der Kosmetik v.a. Instabilität im Rumpf, Rückenschmerzen, Schmerzen der Bauchmuskulatur und teilweise auch Stress-Inkontinenz für Urin.

Die Heilung der Rektusdiastase ist nur durch eine Operation möglich, das haben zahlreiche Studien zeigen können. Bei sehr grossen Befunden ist oft auch eine Korrektur der faltigen Bauchhaut zu empfehlen (sog. Abdominoplastik), um auch ein kosmetisch ansprechendes Resultat nach der Operation zu erzielen. Die häufig verordnete Physiotherapie hingegen kann nur die Symptome bei kleineren Rektusdiastasen (<2cm) lindern. Eine Heilung der Rektusdiastase oder gar das Verhindern der Rektusdiastase nach der Geburt ist mit der Physiotherapie nicht möglich, auch das ist durch Studien umfassend belegt.

  • Physiotherapie
  • ELAR (Endoskopische Linea-alba Rekonstruktion)
  • Abdominoplastik
  • MILOS (Mini Less Open Surgery)

Spitalaufenthalt: 2-4 Tage


Sportlerleiste

Viele Sportler klagen über Schmerzen in der Leiste beim Sport. Häufig betroffene Sportarten sind Fussball, Eishockey, Tennis, Badminton oder langes Joggen. Manchmal sind Fehlbelastungen oder Probleme der Muskulatur oder des Hüftgelenks ursächlich. In einigen Fällen jedoch besteht eine Schwäche der Leistenkanal­hinterwand. Dadurch kommt es beim Sport zu einer von aussen nicht sichtbaren Vorwölbung der Leistenkanal­hinterwand in den Leistenkanal hinein. Dadurch kann es zur Kompression der im Leistenkanal verlaufenden Nerven kommen, was die Schmerzen beim Sport auslöst. Dies kann durch eine gründliche Untersuchung inkl. Bildgebung (Ultraschall, MRI) festgestellt werden. Sollte sich eine Sportlerleiste bestätigen und andere Schmerzursachen ausgeschlossen sein, erfolgt eine Operation zur Stabilisierung der Leistenkanal­hinterwand. Der Sport kann im Anschluss bereits nach 1-2 Wochen wieder aufgenommen werden.

  • Physiotherapie
  • Offene Verfahren: Minimal-Repair
  • Minimalinvasive Verfahren: ausserhalb der Bauchhöhle mit Netzeinlage (TEP), Bauchspiegelung mit Netzeinlage (TAPP)

Spitalaufenthalt: 2 Tage
Einseitiger Befund: ggf. ambulant


Chronische Leistenschmerzen

Leistenschmerzen können entweder mit oder ohne vorherige Leistenhernien-Operation auftreten. Wenn Schmerzen in der Leiste ohne vorherige Operation bestehen, dann können Probleme der Muskulatur, der Hüften, der Lendenwirbel­säule, der Genitalien oder auch des Bauchraums dafür verantwortlich sein. Eine Leistenhernie bereitet entgegen weitläufigen Annahmen keine starken Schmerzen und ist daher meist nicht die Ursache von Leisten­schmerzen. Wenn die Schmerzen hingegen direkt nach einer Leistenhernien-Operation entstehen und mehr als 3 Monate anhalten spricht man von einem chronischen postoperativen inguinalen Schmerzsyndrom (CPIP). Davon sind bis zu 6-9% der Patientinnen und Patienten nach Leistenhernien-­Operation betroffen. Ursache des CPIP ist eine direkte Schädigung einer der drei sensiblen Nerven im Leistenkanal, meist durch unsachgemässe Operations­technik. Das erklärt auch die weitaus geringeren CPIP-Raten in spezialisierten Hernien-Zentren wie ZweiChirurgen.

Seltener kann es auch durch ausgeprägte Vernarbungen nach der Operation zur Irritation der Nerven mit entsprechenden Schmerzen kommen. Bei einem CPIP bedarf es einer gezielten Abklärung mit guter körperlicher Untersuchung, genauer Anamnese und Bilddiagnostik (MRI). In einigen Fällen gelingt es, die Schmerzen mit wiederholten Lokalanästhesie-Behandlungen zum Abklingen zu bringen (sog. Desensibilisierung), in vielen Fällen ist jedoch eine interventionelle Behandlung der Nerven (Neuroablation) oder eine operative Entfernung der betroffenen Nerven (Neurektomie) notwendig, um das CPIP in den Griff zu bekommen. Die Abklärung und Behandlung des CPIP benötigt Expertise und jahrelange Erfahrung. Gern beraten wir Sie dazu in unserer Sprechstunde. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel.

  • Interdisziplinäre Diagnostik und Therapie (Radiologie, Schmerztherapie, Physiotherapie, Chirurgie)
  • Schmerz-Mapping
  • Lokalanästhesie-Infiltrationen
  • Laparoskopische und offene Neurektomie

Hiatushernie

Bei der Hiatushernie kommt es zu einer Aufweitung der Durchtrittspforte der Speiseröhre durch das Zwerchfell. Es werden verschiedenen Schweregrade unterschieden (Typ I-IV), wobei die Hiatushernie Typ I am häufigsten auftritt. Hierbei ist die Hernie nicht besonders gross, aber der Schliessmuskel am Übergang von Speiseröhre zum Magen funktioniert nicht mehr richtig. Dadurch kommt es zum Aufsteigen von Magensäure in die Speiseröhre (sog. Reflux), was dann das typische Sodbrennen (brennende Schmerzen hinter dem Brustbein) auslösen kann. Hier kann in den meisten Fällen eine Therapie mit Säureblockern helfen, die Symptome zu lindern. In einigen Fällen muss eine Operation durchgeführt werden. Bei der Hiatushernie Typ II-IV kommt es zu einem Aufsteigen von Bauchorganen (Magenanteile, Darm) durch die Hernie in den Brustkorb (Thorax). Hier stehen Druckgefühl, Atembeschwerden, Erbrechen usw. im Vordergrund. Diese Hernien müssen fast immer einer Operation zugeführt werden.

Die Diagnostik erfolgt mittels Magenspiegelung, CT und Kontrasmittel-Schluck. Anschliessend hängt das Behandlungskonzept davon ab, welche Beschwerden bestehen und welcher Typ Hiatushernie vorliegt. Falls eine Operation notwendig ist, wird diese immer minimal-invasiv durchgeführt.